Einführung ins Bedrohungsmanagement

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Bedrohungsmanagement (kurz BM) meint die Betrachtung und Einschätzung von Menschen, die auffälliges, bedrohliches oder beunruhigendes Verhalten zeigen. Diese Bewertung erfolgt prozessorientiert, das bedeutet, sich das Verhalten des Menschen im Zeitverlauf anzuschauen und mögliche Veränderungen zu bemerken. Es bedeutet auch, an bestimmten Punkten Interventionen zu setzen und dann zu überwachen, was in der Folge passiert. Bedrohungsmanagement ist eine weltweit vernetzte Fachdisziplin und Standard in der Prävention schwerer Gewalttaten.
Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter zeigt sich nach der Beförderung einer Kollegin frustriert und fällt durch wütende, möglicherweise sogar bedrohliche Mails an die Kollegin und an Vorgesetzte auf. Im Zuge des Bedrohungsmanagements wird immer der Gesamtkontext betrachtet, das heißt: Was für ein Mensch ist der Mitarbeiter? Wie arbeitet er? Was ist im Vorfeld passiert? Welche Veränderungen sind zu beobachten? Und vor allem: Wer ist auf welche Weise gefährdet?

Warum gibt es das Bedrohungsmanagement?

Hinter dem Konzept steht die Grundidee, dass eine schwere zielgerichtete Gewalttat das Ende einer Entwicklung ist. Vom anfänglich wahrgenommenen Missstand und einer empfundenen Ungerechtigkeit – zum Beispiel die Nichtbeförderung – entwickelt ein Mensch die Idee, dass die Durchführung einer Gewalttat eine Option ist, um Gerechtigkeit wiederherzustellen. Die nächsten Schritte sind gekennzeichnet von Planung und Recherche. Was kann ich wie umsetzen? Wer oder was ist das Ziel, und wie kann ich dieses Ziel erreichen? Am Ende dieses Weges der zielgerichteten Gewalt steht schließlich die Umsetzung der Gewalttat.
Auf jeder dieser Stufen zeigt ein Mensch ganz bestimmte Verhaltensweisen, die sichtbar sind – z. B. zunehmende Wut, Verschicken von nächtlichen Nachrichten, Drohungen oder Verfolgungen. Die Antwort auf die obige Frage lautet also: Das Bedrohungsmanagement ermöglicht, frühzeitig in diesen Prozess einzugreifen und die Gewalttat zu verhindern.

Wie funktioniert das Bedrohungsmanagement im Unternehmen?

Ganz einfach: Zur Einführung eines Bedrohungsmanagements in einem Unternehmen oder einer Institution wird ein sogenanntes BM-Team gegründet. Dieses setzt sich aus Vertreter:innen verschiedener Arbeitsbereiche zusammen, zum Beispiel aus den Bereichen Recht, Personalwesen, Sozialberatung oder auch aus Fachabteilungen. Das BM-Team vereint somit viele verschiedene Perspektiven und sollte zusätzlich möglichst mit einem Grundlagenwissen im BM und in der Anwendung von sogenannten Erstbewerterinstrumenten ausgebildet sein.
Sie sind also Anlaufstelle für Fälle wie aus unserem Beispiel und bewerten bedrohliches Verhalten in einer ersten Einschätzung hinsichtlich der Frage: „Liegt ein Risiko für eine schwere Gewalttat vor?“ Mitarbeitende müssen nun nicht mehr alleine entscheiden, ob es sich um eine ernsthafte Bedrohung handelt, sondern sie haben durch das BM-Team einen kompetenten Ansprechpartner. Für den Fall, dass ein Risikoverlauf identifiziert wird, ist das Team gut vernetzt mit Expert:innen im Bereich Bedrohungsmanagement und anderen Partnern, wie zum Beispiel der Polizei oder Beratungsstellen. So können frühzeitig umfassende und aufeinander abgestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um Gewalttaten zu verhindern und betroffene Personen zu schützen. Das BM leistet so einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit aller Beschäftigten in der Organisation.

Zusammenfassend erfüllt das Bedrohungsmanagement zwei wesentliche Aufgaben: Zum einen werden Personen oder Situationen, die das Potential einer gewalttätigen Eskalation in sich bergen, erkannt, eingeschätzt und entschärft. Und zum anderen werden Personen, die zum Ziel von Drohungen, Stalking und anderen bedrohlichen Verhaltensweisen werden, in ihrer psychischen und gesundheitlichen Integrität geschützt.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Kassel

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