Coming-Out am Arbeitsplatz gut umsetzen

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Für viele LGBTIQ+ Personen ist das Coming-Out am Arbeitsplatz eine Befreiung. Sie müssen ihre Identität bzw. Orientierung nicht mehr verheimlichen und fühlen sich wohler und produktiver bei der Arbeit. 
Dennoch sollte ein Coming-Out gut durchdacht sein, um sich selbst und die Kolleg:innen auf die Ankündigung der Neuigkeiten vorzubereiten. Du solltest dir hierzu vor Augen führen, welches Klima am Arbeitsplatz vorherrscht:
  • Wie ist die Kultur? Werden z.B. diskriminierende Witze gemacht? Wird häufig über das Privatleben anderer Personen geredet? Musst du persönlichen Fragen häufig aus dem Weg gehen?
  • Gibt es ein LGBTIQ+ Netzwerk oder andere Vertrauenspersonen, die dich in dem Prozess begleiten können?
  • Gibt es andere geoutete oder befreundete Kolleg:innen, die dir Rat und Unterstützung schenken können?

Verschiedene Wege des Coming-Outs

Ein Coming-Out am Arbeitsplatz kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Du entscheidest, welcher Weg dir zusagt. Du musst dich nicht vor einer großen Gruppe outen, sondern kannst dich Schritt für Schritt herantasten und im ersten Schritt mit einer Person sprechen, der du vertraust, mit der du befreundet bist oder die selbst bereits einen Coming-Out-Prozess durchlaufen hat. Hierbei kann es sich sowohl um Kolleg:innen als auch Führungskräfte handeln.
Alternativ kannst du im ersten Schritt auch ein Vier-Augen-Gespräch mit einer zuständigen Vertrauensperson im Unternehmen suchen. 

Vertrauenspersonen im Unternehmen

Im Unternehmen gibt es verschiedene Vertrauenspersonen, an die du dich wenden kannst. Sofern vorhanden, ist hier das LGBTIQ+ Mitarbeiter:innen-Netzwerk zu nennen. Hier findest du Kolleg:innen, die für ein respektvolles und vielfältiges Miteinander stehen und womöglich selbst einen Coming-Out Prozess durchlaufen haben.
Andernfalls ist die Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragte ebenfalls eine wichtige Vertrauensperson. Sie ist zuständig für die Durchsetzung der Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung von Frauen und Männern im Betrieb. Sie behandelt alle Gesprächsinhalte streng vertraulich und steht dir bei allen Schritten zur Seite. Beispielsweise kannst du mit ihr das weitere Vorgehen besprechen, dich von ihr in Gesprächen begleiten lassen oder im Falle von negativen Reaktionen bei ihr Unterstützung erhalten.
Neben der Gleichstellungsbeauftragten sind auch der Betriebs- bzw. Personalrat sowie der Bereich Personalwesen Anlaufstellen, die dein Anliegen vertraulich behandeln und dir zur Seite stehen, um dich bei deinem Coming-Out zu begleiten und zu unterstützen.

Das Gespräch suchen

Sei dir darüber bewusst, dass dein Gegenüber von der Neuigkeit zunächst etwas überfordert sein kann. Es ist daher hilfreich, wenn du selbstbewusst in das Gespräch gehst und dich selbst in deiner Rolle möglichst wohlfühlst. 
Anstatt unvorbereitet in das Gespräch zu gehen und dadurch eine unangenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen, solltest du dir genau überlegen, wie du das Gespräch selbstbewusst einleitest. Sage deinem Gegenüber beispielsweise, dass du etwas Persönliches mitzuteilen hast. 
Wähle Zeit und Ort so, dass du ungestört und frei über dein Anliegen sprechen kannst. Du kannst Bezug auf eine Situation nehmen, in der deine Identität bzw. Orientierung eine Rolle gespielt hat - beispielsweise durch einen Kommentar deines Gegenübers. Sprich aus, dass es dich belastet, deine Identität bzw. Orientierung zu verschweigen und du das Thema deshalb ansprechen wolltest. 
Bitte dein Gegenüber bei Bedarf darum, das Gespräch vertraulich zu behandeln und mit keiner weiteren Person im Unternehmen darüber zu sprechen, sodass du die Chance hast, dies selbst zu tun.

Coming-Out bei Transsexualität

Im Unterschied zur sexuellen Identität ist die Geschlechtsidentität zumindest dann quasi unmöglich geheim zu halten, wenn du geschlechtsangleichende Behandlungen, eine Namensänderung o.ä. anstrebst.
Hier empfiehlt es sich, mit mehreren Vertrauensstellen im Unternehmen zu sprechen (z.B. Sozialberatung, Werksärztin, Betriebsratsvorsitzende:r, Gleichstellungsbeauftragte), sich Verbündete zu suchen und schlussendlich auch die Personalleitung über die Transition in Kenntnis zu setzen.
Gemeinsam mit einer zuständigen Vertrauensperson kannst du weitergehend planen, wie du beispielsweise dein Team über diese Neuerung in Kenntnis setzt. Möglich wäre ein persönlicher Termin oder auch ein Schreiben, in dem du deine geschlechtliche Identität bekanntmachst und persönliche Gespräche anbietest.

Reaktionen akzeptieren

Das Coming-Out am Arbeitsplatz ist nicht immer einfach und kann für jede Person anders ablaufen. Viele LGBTIQ+ Personen, die sich am Arbeitsplatz outen, machen positive Erfahrungen. Sie berichten, dass sie auf diese Weise endlich auch bei der Arbeit ganz sie selbst sein können und Freundschaften gestärkt werden.
Bereite dich mental jedoch auch darauf vor, dass die Reaktionen deiner Kolleg:innen zum Teil negativ ausfallen können. Sei in diesem Fall geduldig mit deinen Kolleg:innen und gebe ihnen Zeit, sich an die Neuigkeiten zu gewöhnen. Solltest du jedoch nach deinem Coming-Out Mobbing oder Diskriminierung erfahren, wende dich in jedem Fall an eine Ansprechperson im Unternehmen, um Unterstützung zu erhalten.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Kassel

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