Umgang mit Angehörigen mit Pflegebedarf

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Egal, ob ein Mensch durch das Alter, eine Krankheit oder unfallbedingte Einschränkungen pflegebedürftig wird – in den allermeisten Fällen kann und möchte die Person noch viele Dinge selbst erledigen. Es ist daher keineswegs nötig, Menschen, die pflegerische oder anderweitige Unterstützung benötigen oder wünschen, zu bevormunden. Eine Pflegebedürftigkeit ist nicht mit einem allumfassenden Hilfebedarf gleichzusetzen.
Ganz im Gegenteil: Anstatt sich auf das zu konzentrieren, was an Fähigkeiten nicht (mehr) vorhanden ist, sollten sich betroffene, angehörige und außenstehende Personen auf das fokussieren, was vorhanden ist. Menschen mit Pflegebedarf und ihren Angehörigen wird zum Erhalt ihrer Teilhabe und Selbstbestimmung empfohlen, ein so normales Leben wie möglich zu führen. Im Folgenden erhältst du ein paar grundlegende Hinweise, wie das gelingen kann.

Für Begegnungen auf Augenhöhe sorgen

Unabhängig davon, um welches Ausmaß an Unterstützungsbedarf es sich bei der betroffenen Person handelt, ihre Wünsche und Interessen sollten immer berücksichtigt werden. Suche deshalb aktiv das gemeinsame Gespräch und frage die betroffene Person: „Welche Aktivitäten kannst und möchtest du selbstständig erledigen? Und bei welchen Aktivitäten kann ich dich unterstützen?“
Außerdem ist es wichtig, der Person eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und soziale Begegnungen (mit Personen mit und ohne Pflegebedarf) zu ermöglichen. Unterstütze auch den Erhalt von Lebensgewohnheiten und Aktivitäten, beispielsweise durch:
  • Besuche oder Teilnahme an Sport-, Theater- oder sonstigen Veranstaltungen
  • Handwerks-, Vereins-, Garten- oder Outdooraktivitäten

Mahlzeiten-Gestaltung anpassen

Essen und Trinken ist im Leben aller Menschen ein zentrales Bedürfnis, welches uns zu Wohlbefinden, sozialer Interaktion und Tagesstruktur verhelfen kann. Für Menschen mit Unterstützungsbedarf haben Mahlzeiten, neben dem Vorbeugen einer Mangelernährung, grundlegende Funktionen und sollten in ihrer Häufigkeit und Gestaltung nicht zu kurz kommen. Es ist daher zu empfehlen, die Essgewohnheiten und Vorlieben der betroffenen Person zu berücksichtigen, sowie die Speisen ansprechend zuzubereiten, um das Essvergnügen zu steigern. Zudem kannst du Folgendes beachten:
  • Lieber mehrere kleine Mahlzeiten zubereiten als wenige Große
  • Speisen auf die Person wirken lassen und ihr Zeit geben, ohne sie zu drängen oder unter Druck zu setzen
  • Geschirrstücke nicht bis zum Rand füllen, um Verschütten zu vermeiden
  • Schweres Besteck verwenden oder, wenn die Person kein Besteck verwenden kann, Fingerfood reichen
  • Auf die Temperatur der Speisen achten, um unbemerktes Verbrennen zu vermeiden
  • Auf eine ausreichende tägliche Trinkmenge achten
  • Die hausärztliche Ansprechperson kontaktieren, wenn nach der Tabletteneinnahme Appetitlosigkeit auftritt

Passende Kleidung auswählen

Je nach Ausmaß und Art des Unterstützungsbedarfs kann es hilfreich sein, die Kleidung der betroffenen Person anzupassen. Das kann vor allem bei bestimmten Einschränkungen in der Mobilität, Inkontinenz und Demenz sinnvoll sein. Ein paar Beispiele für leicht handhabbare Kleidung sind:
  • Große Reiß- und Klettverschlüsse anstatt Knöpfe und Haken
  • Kleidungsstücke mit Verschlüssen an der Vorderseite anstatt mit Rückverschluss
  • Schuhe zum Hineinschlüpfen mit rutschfester Sohle anstatt Schnür- und Schnallenschuhe
  • Locker, weit sitzende Kleidung mit elastischen Bünden

Wohnungsanpassungen durchführen

Je nach Unterstützungsbedarf können Umbaumaßnahmen und barrierefreie Anpassungen im Zuhause hilfreich sein, um die Bewegungsfreiheit zu erhöhen, die Selbstständigkeit zu fördern und Unfällen vorzubeugen. Alle Veränderungen, egal ob klein oder groß, sollten gemeinsam mit der betroffenen Person besprochen werden. Es bietet sich immer an, die Verwendung neuer Funktionen und Geräte gemeinsam einzuüben, um das selbstständige Benutzen zu gewährleisten. Beispiele für häusliche Anpassungen können Folgende sein:
  • Nutzung von Haushaltsgeräten mit Abschaltautomatik
  • Anbringen von Schutzkappen an spitzen Kanten von Möbelstücken
  • Haltegriffe und rutschfeste Matten im Badezimmer
  • Installation eines Notrufsystems oder Alarmknopfes
  • Einbau eines Treppenlifts
  • Wegräumen von Teppichen zur Vermeidung von Sturzgefahr und Erhöhung der Barrierefreiheit
  • Nutzung von höhenverstellbaren Möbeln

Das Thema Pflegebedürftigkeit bedarf in seiner Spannweite selbstverständlich einiges mehr, als hier aufgeführt werden kann. Trotz der sehr individuellen Situationen, in denen sich Menschen in einer solchen Lage befinden, bleibt ein wertschätzender, respektvoller Umgang auf Augenhöhe immer der Schlüssel für ein gutes Zusammenleben, dem Treffen von Entscheidungen und letztlich der Bewahrung der Würde und des Selbstwertes der betroffenen Person. Mehr Informationen und Hilfsangebote findest du in unseren weiteren Beiträgen zum Thema Pflege und Demenz.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Kassel

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