Suizidgedanken: Ursachen & Anzeichen

Beitrag
Fragst du dich, was der Grund für suizidales Verhalten oder diesbezügliche Gedanken sein kann? Möchtest du wissen, woran du beginnende oder bereits fortgeschrittene Suizidgedanken (bei dir selbst) erkennen kannst? In diesem Beitrag erhältst du dafür eine Reihe von Informationen zu den Ursachen von Suizidgedanken sowie möglichen inneren und äußeren Anzeichen.
Für akute Situationen: Hast du gerade – oder eine dir nahestehende Person – die drängende Absicht im Kopf, das eigene Leben zu beenden? Dann nimm dieses Gefühl unbedingt ernst und kontaktiere für eine schnelle, professionelle Unterstützung die Notfallnummer 112! Das gilt im Zweifel auch, wenn der Entschluss, sich das eigene Leben zu nehmen, noch nicht final gefasst ist. Bei suizidalen Gedanken ohne konkrete Pläne und Absichten kannst du stets die Telefonseelsorge unter der 0800 111 0 111 für eine professionelle und anonyme Unterstützung kontaktieren.

Ursachen

Die Gründe für Suizidgedanken und suizidales Verhalten sind äußerst vielfältig und komplex. Neben biologischen (z.B. genetischen oder hormonellen) Faktoren spielen hierbei insbesondere die individuelle, persönliche Lebenssituation und die erlebten Erfahrungen eine Rolle. In vielen Fällen treten Suizidgedanken als Folge von psychischen Erkrankungen (z.B. Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Schizophrenie) sowie einer als unerträglich empfundenen Lebenssituation auf. Solche belastenden Umstände, die Suizidgedanken hervorrufen oder verstärken können, sind u.a. die folgenden:
  • massive psychische Belastung, Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit
  • eine schwere körperliche Erkrankung oder Diagnose
  • Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme oder rechtliche Belastungen
  • ein negatives soziales Umfeld
  • traumatische Erfahrungen wie beispielsweise der Verlust einer nahestehenden Person oder Gewalterfahrungen
  • Beziehungsschwierigkeiten
  • Drogen- und Alkoholkonsum sowie Abhängigkeit, da diese eine enthemmende Wirkung haben

Innere & äußere Anzeichen

Suizidale Gedanken sind nicht immer von außen entsprechend zu deuten, da das Erkennen auch von der Bereitschaft sowie der Fähigkeit Betroffener abhängt, sich zu öffnen. Trotzdem gibt es ein paar allgemeine Indizien, die auf eine derartige innere Krise hindeuten können, wie z.B.:
  • ein allmählicher oder sofortiger sozialer Rückzug
  • direkte oder indirekte Äußerungen von Suizidgedanken bzw. dem Wunsch, nicht mehr Leben zu wollen
  • die Ausführung riskanter Verhaltensweisen
  • die Vernachlässigung von Körperpflege, dem Erscheinungsbild und der Ernährung
  • dem Durchleben einer persönlichen, belastenden Krise
Suizidgedanken sind nicht zu jedem Zeitpunkt gleichermaßen stark ausgeprägt, daher werden diese allgemein in akute und weniger akute Anzeichen unterteilt. Diese grobe Einteilung kann sowohl Betroffenen als auch außenstehenden Personen bei einer ersten Einschätzung der vorliegenden Situation helfen, passende Maßnahmen einzuleiten.

Weniger akute Handlungen & Gedanken

Bei weniger drängenden Suizidgedanken und noch keiner vorliegenden Planung der Suizidhandlung, sind seitens der Betroffenen noch verschiedene Ablenkungen von den Gedanken möglich (s. Beitrag Notfallkoffer bei Suizidgedanken). Auch wenn die Gedanken zu einem bestimmten Zeitpunkt (noch) nicht akut sind, sollten sie stets ernst genommen werden. Solche Suizidgedanken können sich u.a. wie folgt äußern:
  • Die betroffene Person denkt darüber nach, dass es einfacher wäre, morgens nicht mehr aufzuwachen.
  • Die betroffene Person hat das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug, ohne den Wunsch, zu sterben.
  • Die betroffene Person ist vom Leben ermüdet und wünscht sich, zu sterben, jedoch ohne den Tod selbst herbeizuführen.
  • Die betroffene Person äußert, dass es besser wäre, wenn sie nicht (mehr) da wäre.
Auch wenn die Suizidgedanken zu einem bestimmten Zeitraum nicht akut sind, sollten diese – von Betroffenen und Außenstehenden – stets ernst genommen werden.

Akute Handlungen & Gedanken

Bei einem akuten Suizidwunsch nimmt dieser bei Betroffenen gedanklich immer mehr Raum ein, während andere Gedanken und Gefühle weiter in den Hintergrund rücken oder sogar verschwinden. Je nachdem, wie gefestigt der Wunsch bereits ist, das eigene Leben zu beenden, ringen Betroffene noch zwischen der Selbsterhaltung und dem Nachgeben dieses Bedürfnisses. Ist die Last der Entscheidung innerlich bereits gefallen, kann es für Außenstehende so wirken, als hätte sich die psychische Verfassung der betroffenen Person verbessert. Dies kann jedoch ein Fehlschluss sein, da einige Betroffene insbesondere in diesem Stadium beginnen, Vorbereitungen für ihr Ableben zu treffen. Akute Suizidgedanken oder das Eintreten möglicher Suizidhandlungen erfordern ein sofortiges Eingreifen bzw. Unterstützung und lassen sich u.a. durch die folgenden Anzeichen erkennen:
  • Die Gedanken der Betroffenen drehen sich regelmäßig um das Thema Suizidalität und z.B. darum, mit welcher Methode sie sich das Leben nehmen würden.
  • Die betroffene Person hält auch nach längeren, intensiven Gesprächen an der Suizidabsicht fest.
  • Betroffene treffen konkrete Vorbereitungen wie dem Formulieren eines Testaments, dem Verschenken persönlicher Dinge, dem Schreiben eines Abschiedsbriefes, dem Weggeben des Haustieres oder dem Besorgen von Tötungsmitteln wie z.B. einer Waffe oder Tabletten.
  • Betroffene verabschieden sich vom Freundeskreis und der Familie – einige indem sie beispielsweise eine längere Reise ankündigen; andere auch ohne einen besonderen Grund zu nennen.
  • Die betroffene Person hat zuvor bereits ein oder mehrmals versucht, sich das Leben zu nehmen.
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Beitrag aufgeführten Anzeichen können zutreffen, müssen jedoch nicht. Vor allem für Außenstehende ist es daher wichtig, auf Veränderungen zu achten, die sie bei den Menschen in ihrem näheren Umfeld bemerken und diese, wenn möglich, achtsam anzusprechen. Hier darf auch auf das eigene Bauchgefühl vertraut werden. Suizidale Äußerungen sollten, falls von (potentiell) Betroffenen geäußert, stets ernst genommen werden.

Du kennst nun eine Reihe von möglichen Ursachen und Anzeichen, die auf (konkrete) Suizidgedanken hindeuten können. Wenn du dich selbst oder eine dir bekannte Person in diesen Informationen wiedererkannt hast, wende dich gerne an die hier hinterlegten (psychologischen) Ansprechpersonen oder externen Kontaktstellen. Du kannst dich ebenfalls hier in der Mediathek in den weitergehenden Beiträgen zu diesem Thema informieren. Hier findest du u.a. einen Notfallkoffer, der betroffene Personen sowohl in akuten als auch weniger akuten Situationen unterstützen kann.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Kassel

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