Arbeitsbezogene Konfliktarten im Überblick
BeitragHast du im beruflichen Kontext bereits Konflikte erlebt oder warst vielleicht sogar direkt an einem beteiligt? Ist dir dabei aufgefallen, dass nicht jeder Konflikt gleich (abgelaufen) ist? Das liegt daran, dass es verschiedene Arten von Konflikten mit gänzlich unterschiedlichen Ursprüngen und Motiven gibt. Dieser Beitrag unterstützt dich daher dabei, den Ursprung von Konflikten am Arbeitsplatz in Zukunft besser analysieren zu können. So erhältst du bereits erste Informationen darüber, worum es in einem Konflikt überhaupt geht und auf welcher Ebene er ansetzt – wodurch sich wiederum schneller eine (gemeinsame) Lösung finden lässt.
Hinweis: Konflikte im Arbeitskontext können zwischen drei Hauptarten unterschieden werden, die nachfolgend näher erklärt werden: Den zwischenmenschlichen, inneren und systemischen Konflikten. Allgemein ist es wichtig zu beachten, dass es unterschiedliche Anordnungsmöglichkeiten für Konflikte gibt und sich dieser Beitrag nur auf arbeitsbezogene Konflikte bezieht.
1. Zwischenmenschliche Konflikte
Zwischenmenschliche Konflikte zeichnen sich durch die Unvereinbarkeit zwischen zwei oder mehreren Personen aus. Hier gibt es Prozesse, die im Erleben einer Gegensätzlichkeit oder Unvereinbarkeit wurzeln. Mindestens eine von zwei oder mehr Parteien fühlt sich durch die Aktivität der Gegenseite gestört, weil diese Aktivitäten ihren Standpunkten, Handlungsplänen oder Interessen entgegenstehen oder mit diesen unvereinbar sind. Zwischenmenschliche Konflikte treten häufig in Form von Beziehungs- oder Wertekonflikten auf.
Beziehungskonflikte
Beziehungskonflikte gehören zu dieser zwischenmenschlichen Konfliktart und entstehen, wenn sich Spannungen aufgrund von Antipathien bzw. persönlichen Abneigungen ergeben.
Beispiel: Der ruhige, erfahrene Mitarbeiter A kann den aufstrebenden dynamischen Mitarbeiter B nicht ausstehen, weil er dessen forsches Auftreten unangenehm und unangemessen findet.
Wertekonflikte
Wertebezogene Konflikte können dann auftreten, wenn unterschiedliche Überzeugungen, Werte oder moralische Vorstellungen bei Personen vorliegen.
Beispiel: Der pünktliche und gewissenhafte Mitarbeiter A gerät immer wieder mit seiner Kollegin B aneinander, da sie Meetings oft ein paar Minuten später beginnt und ihre Termine eher locker plant. Mitarbeiter A empfindet dies als unprofessionell und respektlos gegenüber der gemeinsamen Arbeitszeit, während Kollegin B der Meinung ist, dass etwas zeitliche Flexibilität zu produktiveren Diskussionen und besseren Ergebnissen führt.
2. Innere Konflikte
Im Gegensatz zu den zwischenmenschlichen Konflikten beschreiben innere Konflikte die Unvereinbarkeit innerhalb einer Person. Diese können z. B. in Form von Rollen- oder Entscheidungskonflikten auftreten.
Rollenkonflikte
Ein Rollenkonflikt entsteht, wenn unterschiedliche Erwartungen an die Rolle einer Person gestellt werden, die sich widersprechen oder nur schwer miteinander vereinbar sind. Dieser Konflikt kann bei Betroffenen Stress und eine innere Zerrissenheit verursachen, wenn diese versuchen, unterschiedlichen Erwartungen gleichzeitig gerecht zu werden.
Beispiel: Eine Pflegekraft in einem Pflegeheim steht vor dem folgenden Rollenkonflikt: Die Heimleitung erwartet von ihr, dass sie zeitsparend und kostengünstig arbeitet. Gleichzeitig wünschen sich die Bewohner:innen, dass sich die Pflegekraft Zeit für persönliche Gespräche nimmt und ihnen individuelle Aufmerksamkeit schenkt. Dieser Konflikt entsteht aus Perspektive der Pflegekraft, weil beide Anforderungen – effizientes Arbeiten und fürsorglicher Umgang – weder gleichzeitig, noch in vollem Umfang, von ihr erfüllt werden können.
Entscheidungskonflikte
Entscheidungskonflikte beschreiben die Unsicherheit bei der Wahl des richtigen Weges, wenn durch diese Wahl die eigenen Wertvorstellungen infrage gestellt werden oder verloren gehen. Diese Konflikte können besonders belastend sein, wenn eine Entscheidung nicht nur persönliche, sondern auch soziale oder moralische Konsequenzen mit sich bringt.
Beispiel: Eine berufstätige Mutter steht vor der Entscheidung, für eine berufliche Verbesserung in eine andere Stadt zu ziehen. Gleichzeitig möchte sie ihrer Familie den Umzug nicht zumuten.
3. Systemische Konflikte
Diese Art der strukturellen Konflikte wird durch den Aufbau und die Abläufe innerhalb einer Organisation verursacht. Daher werden sie auch als organisationsbedingte Konflikte bezeichnet. Systemische Konflikte können u. a. in Form von Verteilungs-, Ziel-, Beurteilungs- und Kommunikationskonflikten auftreten.
Verteilungskonflikte
Diese Konfliktart existiert, wenn sich Parteien um die Verteilung knapper Ressourcen streiten bzw. uneinig sind. Solche Ressourcen können z. B. Personal, Material oder andere Mittel zur Aufgabenbewältigung sein, aber auch immaterielle Anreize wie eine attraktive Aufgabe, Beförderungen oder Statussymbole.
Beispiel: Es existiert nur eine freie Stelle für eine anstehende Beförderung, aber mehrere Bewerber:innen. In diesem Fall stellt die freie Stelle und das mit ihr verbundene Ansehen sowie die bessere Bezahlung das knappe Gut dar, um deren Vergabe sich die Bewerber:innen uneinig sind.
Zielkonflikte
Zielkonflikte beschreiben die Situation, in der zwei voneinander abhängige Parteien unvereinbare Zielsetzungen haben. So stehen häufig persönliche Ziele und Bedürfnisse der in einer Organisation tätigen Personen im Widerspruch zueinander.
Beispiel: Eine Abteilungsleiterin erhält von ihrer Geschäftsführung die Anweisung, den Umsatz zu steigern. Gleichzeitig soll sie jedoch ihre Mitarbeitenden entlasten, da diese ohnehin überlastet sind. Um das gewünschte Umsatzziel der Geschäftsführung zu erreichen, müsste die Abteilungsleiterin ihrem Team zusätzliche Aufgaben übertragen, was jedoch im direkten Widerspruch zu ihrem Ziel steht, die Arbeitsbelastung zu reduzieren.
Beurteilungskonflikte
Beurteilungskonflikte geschehen, wenn zwei oder mehr Parteien zwar dasselbe Ziel verfolgen, sich aber uneinig darin sind, wie es am besten zu erreichen ist.
Beispiel: Bei der Diskussion über die Verteilung des Werbebudgets setzt sich die eine Mitarbeiterin für Kinowerbung ein, ihr Gegenüber sieht das Geld jedoch besser in der Qualifizierung der Kundenberater:innen investiert. Beide verfolgen also das gleiche Ziel, nämlich das Werbebudget optimal zu verteilen, über den richtigen Weg dorthin sind sie sich jedoch uneinig.
Kommunikationskonflikte
Diese Art der systemischen Konflikte entsteht durch fehlende Kommunikation. Wenn ein Kommunikationskonflikt nicht gelöst wird, kann er auch zu einem zwischenmenschlichen Konflikt werden.
Beispiel: Ein neuer Mitarbeiter wird von seiner Führungskraft mit der Aufgabe betraut, für den nächsten Tag im großen Konferenzraum die Tische mit den Unterlagen des neuen Marketing-Projektes auszustatten. Dabei vergisst die Führungskraft, dem Mitarbeiter zu sagen, dass das Meeting erst nachmittags stattfindet und der Raum vormittags für ein Meeting der Geschäftsführung zu aktuellen Unternehmenszahlen genutzt wird. Durch die unvollständige Informationsweitergabe kommt es zu einem Kommunikationskonflikt. Denn liegen für das Meeting der Geschäftsführung durch das Missverständnis die falschen Unterlagen auf den Plätzen, würde dies zu einer Verzögerung im Tagesablauf und zu zusätzlichem Stress führen.
Nun hast du die häufigsten Arten von arbeitsbezogenen Konflikten kennengelernt – kommt dir vielleicht sogar die eine oder andere Beschreibung bekannt vor? Die verschiedenen Konfliktarten zu kennen hilft dir, die Ursache eines Konfliktes einfacher herauszufinden und somit (gemeinsam) eine passende Lösung zu finden. Informiere dich gerne weitergehend z. B. zu den verschiedenen Konfliktstilen oder dazu, an welchen Anzeichen du einen Konflikt erkennen kannst. Solltest du Unterstützung im Umgang mit einer aktuellen Konfliktsituation benötigen, unterstützen dich die hier hinterlegten Ansprechpersonen gerne!
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.