Soziale Medien verstehen & gesund nutzen

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Wie oft scrollst du durch Instagram, TikTok oder X und fragst dich am Ende, wo deine Zeit geblieben ist? Wusstest du, dass 2023 80 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren täglich das Internet genutzt hat? Oder dass in der Schweiz 72 Prozent der Bevölkerung regelmäßig soziale Medien verwendet? Neben den negativen Auswirkungen gibt es auch viele bereichernde Möglichkeiten, soziale Netzwerke sinnvoll zu nutzen. In diesem Beitrag erfährst du daher, wie soziale Medien funktionieren, welche Risiken es gibt und wie du diese Plattformen konstruktiv und gesund für dich nutzen kannst. Wenn du dich zunächst allgemein mit dem Thema Medienkompetenz befassen möchtest, bietet dir der separate Überblicksbeitrag hier in der Mediathek grundlegende Informationen.
Hinweis: In den Beiträgen zum Thema Medien werden viele englischsprachige Begriffe genutzt, die für manche Lesenden unbekannt sein könnten. In diesem Beitrag werden die meisten Begriffe einmal kurz erklärt.

Funktion sozialer Medien verstehen

Soziale Medienplattformen wie Instagram, Facebook, TikTok oder X basieren auf zwei Prinzipien: Vernetzung und Austausch. Nutzer:innen erstellen Profile, teilen Inhalte wie Fotos und Videos und interagieren durch Likes, Kommentare oder Shares (d. h. Teilen von Inhalten). Hinter den Kulissen entscheiden Algorithmen, welche Inhalte dir angezeigt werden – und zwar mit dem Ziel, dich so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Dabei können sogenannte Filterblasen entstehen, in denen du vor allem Meinungen und Inhalte siehst, die deiner eigenen Perspektive und deinen Vorlieben entsprechen. Schaust du dir z. B. häufig Katzenvideos an? Dann werden dir zukünftig mehr Inhalte mit Katzen in deinem Feed (d. h. auf deiner personalisierten Startseite) angezeigt. So kann es jedoch gleichzeitig passieren, dass du weniger Inhalte zu relevanten Nachrichten oder von deinen Freund:innen siehst. Das kann auch deine Wahrnehmung der Realität verzerren. Denn wenn dir z. B. häufig Videos von Polizeieinsätzen oder Verschwörungstheorien angezeigt werden, kann es dir so vorkommen, als würden diese unverhältnismäßig oft auftreten oder sehr viele Menschen davon überzeugt sein, obwohl dies in Wahrheit nicht der Fall ist.
Hinweis: Wenn du mehr über Themen wie Filterblasen oder die Risiken von Fake News (d. h. Falschnachrichten) erfahren möchtest, informiere dich in dem zugehörigen Überblicksbeitrag zur Medienkompetenz. Dort findest du hilfreiche Tipps und wertvolle Einblicke!

Die Nachteile sozialer Medien

Soziale Medien sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Besonders intensiv genutzte Plattformen können Herausforderungen mit sich bringen, die bewusst betrachtet werden sollten:
  • Psychische Belastungen: Hast du dich schon einmal dabei ertappt, wie du dich mit anderen online vergleichst? Das perfekte Leben, das viele auf Social Media präsentieren, kann schnell zu einem Gefühl der Unzufriedenheit führen. Dieser ständige Vergleich lässt uns manchmal vergessen, dass das Leben auf Social Media oft nur ein geschönter oder verfälschter Ausschnitt der Realität ist.
  • Cybermobbing: Leider bieten soziale Netzwerke auch Raum für negative Erfahrungen. Hasskommentare und Beleidigungen sind für viele Nutzende eine belastende Realität. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Art von Verhalten nichts über einen selbst aussagt – sondern nur über die Person, die es verbreitet.
  • Catfishing, Scams (Betrug) & Cyberstalking: Wurdest du online schon mal getäuscht oder betrogen? Beim Catfishing erstellt eine Person eine gefälschte Online-Identität und nutzt diese, um andere zu täuschen und zu kontrollieren. Häufig geschieht dies, um Menschen z. B. um Geld zu betrügen, sie zu erpressen oder ihnen auf andere Weise Schaden zuzufügen. Gefälschte Identitäten werden auch dazu genutzt, um in vollkommener Anonymität andere Personen über soziale Netzwerke zu stalken und belästigen.
  • Datenschutz: Bist du dir bewusst, wie viele Daten du online über dich teilst? Identitätsdiebstahl oder das Ausspähen privater Informationen in sozialen Netzwerken stellen eine Gefahr dar. Sichere dich ab, indem du deine Privatsphäre-Einstellungen überprüfst (z. B. dein Profil auf privat stellst), Kontaktanfragen kritisch hinterfragst, sichere Passwörter setzt und die Zwei-Faktor-Authentisierung nutzt.
  • Zeitfresser: Wer kennt es nicht – du öffnest nur kurz diese eine App, und plötzlich sind mehrere Stunden vergangen. Dieses endlose Scrollen kann nicht nur Zeit rauben, sondern auch Stress und das Gefühl auslösen, nie genug zu schaffen. Der ständige Griff zum Handy beeinträchtigt zudem auf lange Sicht deine Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeiten, da deine Impulskontrolle sinkt. Ein bewusster Umgang mit deiner Zeit und eine achtsamere Nutzung von Social Media können hier helfen und einer Internetsucht entgegenwirken.
  • Abhängigkeit: Die Bestätigung und Aufmerksamkeit, die Nutzende durch Likes und Kommentare auf sozialen Plattformen erhalten, sorgen dafür, dass Dopamin ausgeschüttet wird – das Belohnungssystem deines Gehirns wird aktiviert. Das kann zu einem suchtähnlichen Verhalten führen. Vielleicht fühlst du dich gezwungen, immer erreichbar zu sein und alles mitzubekommen. Stück für Stück sorgt übermäßiger Social-Media-Konsum auch dafür, dass soziale Beziehungen im realen Leben vernachlässigt werden.
  • Desinformation: Der leichte Zugang zu sozialen Medien vereinfacht die Verbreitung von Desinformation, d. h. absichtlich verbreiteten Falschinformationen, die darauf abzielen, Menschen zu täuschen. Beispiele dafür sind: gefälschte Fotos, nachgemachte Webseiten, aus dem Kontext gerissene, verkürzte Zitate, fehlerhafte Statistiken und frei erfundene Gerüchte. Wenn du erfahren möchtest, wie du Informationsquellen kritisch hinterfragen und deine Medienkompetenz stärken kannst, findest du hierzu in einem zugehörigen Beitrag Tipps.

Die Vorteile sozialer Medien

Wenn soziale Medien bewusst genutzt werden, können sie eine echte Bereicherung und Inspiration für dich sein. Hier sind ein paar Beispiele, wie sie dein Leben positiv beeinflussen können:
  • Motivation & Unterstützung finden: Hast du schon einmal inspirierende Beiträge gesehen, die dich dazu motiviert haben, etwas Neues auszuprobieren? Ob Sport-Challenges, gesunde Rezepte oder Erfolgsgeschichten – soziale Medien können dir den nötigen Schub geben, deine Ziele zu erreichen. Außerdem kannst du dich mit Menschen verbinden, die ähnliche Ziele verfolgen und euch gegenseitig unterstützen.
  • Wissen & Information entdecken: Dank spannender Artikel, Podcasts oder informativer Videos hast du Zugang zu unzähligen Wissensquellen. Egal, ob du dich weiterbilden oder einfach etwas Neues lernen möchtest – die Plattformen bieten dir einen schnellen und unkomplizierten Einstieg.
  • Neue Interessen & Hobbys erkunden: Vielleicht hast du durch soziale Medien bereits eine Leidenschaft für Fotografie, Yoga oder Gaming entdeckt? Oder du bist einer Community beigetreten, die deine Begeisterung teilt. Es ist faszinierend, wie schnell du neue Ideen und Inspiration finden kannst.
  • Mit Familie & Freundeskreis in Kontakt bleiben: Besonders, wenn du weit entfernt von geliebten Menschen lebst, können soziale Medien eine Brücke schlagen. Sie ermöglichen dir, am Alltag von Freund:innen und Familie teilzuhaben, auch wenn ihr euch selten persönlich treffen könnt.
Tipp: Wenn du soziale Medien bewusst nutzt, können sie dir auf vielfältige Weise helfen, dein Leben zu bereichern. Hierbei kommt es darauf an, wie du die Plattformen für dich gestaltest und welche Inhalte du in deinen Alltag integrierst. In einem separaten Beitrag erfährst du, wie du deine Smartphone-Nutzung insgesamt gesünder gestalten kannst, um eine digitale Balance in deinem Alltag zu schaffen.

Soziale Medien gesund nutzen: 6 Tipps

Nachfolgend lernst du ein paar einfache Strategien kennen, mit denen du das Beste aus den sozialen Medien herausholen und sie zu einem positiven Teil deines Alltags machen kannst.

1. Soziale Medien bewusst nutzen

Wie oft scrollst du gedankenlos durch deinen Feed, ohne dich danach so wirklich an etwas zu erinnern? Setze dir stattdessen klare Zeitlimits und entscheide dich bewusst, welche Inhalte du konsumierst. Hinterfrage, was du siehst, und interagiere respektvoll mit anderen Nutzenden. Eine gesunde Balance zwischen Online- und Offline-Zeit ist der Schlüssel, um von sozialen Medien zu profitieren, ohne dich von ihnen überwältigen zu lassen. Nutze dazu z. B. Funktionen wie Bildschirmzeit-Tracker oder App-Limits, um deine Nutzung gezielt zu steuern.

2. Privatsphäre schützen

Gehe achtsam mit deinen Daten um und reflektiere, bevor du etwas postest oder kommentierst. Frage dich: Möchte ich, dass dieses Foto oder dieser Kommentar von mir für immer im Netz bleibt? Denn: Posts sind für die Ewigkeit. Gebe niemals deine Privatadresse oder andere personenbezogene Daten an Fremde weiter und akzeptiere nach Möglichkeit nur Freundschaftsanfragen von Personen, die du im echten Leben kennst. Über die Datenschutzeinstellungen der sozialen Netzwerke kannst du sicherstellen, dass du Informationen nur mit deinem Freundes- und Familienkreis teilst.
Tipp: Deaktiviere am besten die GPS- bzw. Ortungsfunktion deines Geräts komplett und teile Urlaubsfotos erst nach Rückkehr, um deinen aktuellen Aufenthaltsort nicht zu verraten.

3. Aktiv werden

Anstatt nur zu konsumieren, werde selbst aktiv! Teile Beiträge, kommentiere, poste etwas – das stärkt dein Selbstwertgefühl, vor allem, wenn du bewusst auswählst, was und mit wem du etwas teilst. Interaktivität bringt eine ganz neue Dimension in die Nutzung sozialer Medien. Starte zum Beispiel mit einem Beitrag zu einem Thema, das dir wichtig ist, oder nimm an Diskussionen teil, die dich interessieren – so gestaltest du deine Online-Erfahrung aktiv mit.
Hinweis: Sei vorsichtig, mit welchen Inhalten du interagierst. Bestimmte Links und Quizze könnten z. B. dein Gerät mit Viren infizieren und deine Daten abgreifen.

4. Dich richtig vergleichen

Hast du dich schon einmal gefragt, wie dich dein Social-Media-Konsum emotional beeinflusst? Überlege, wem du folgst und welche Gefühle das bei dir auslöst. Ein positiver Vergleich, der dich motiviert, kann hilfreich sein, während dich ein negativer Vergleich eher herunterzieht. Finde eine Balance, die dir guttut. Du kannst beispielsweise damit beginnen, deinen Feed aufzuräumen: Entfolge Konten, die dir ein schlechtes Gefühl geben, und folge stattdessen inspirierenden Profilen, die dich wirklich bereichern und dir einen Mehrwert geben.

5. Für Vielfalt in deinem Feed sorgen

Dein Feed spiegelt oft deine Interessen und Ansichten wider – aber er kann auch zur Filterblase werden. Folge bewusst Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, Geschlechtern oder politischen Meinungen. So bekommst du verschiedene Perspektiven und entgehst der Gefahr, nur einseitige Inhalte zu sehen. Du kannst zum Beispiel gezielt nach neuen Profilen suchen, die Themen behandeln, die du noch nicht kennst, oder Seiten abonnieren, die alternative Sichtweisen präsentieren – das erweitert deinen Horizont und bereichert deinen Feed.
Tipp: Informiere dich auch abseits von Social Media über die Personen, denen du folgst oder folgen möchtest. So findest du heraus, ob sie sich in ihren Posts “authentisch” präsentieren oder ob sie vielleicht in Wahrheit ganz andere Ansichten vertreten. So stellst du sicher, dass du nicht unüberlegt Personen folgst.

6. Deine Glaubenssätze reflektieren

Welche Überzeugungen hast du über soziale Medien? Schreibe sie auf und hinterfrage sie. Vielleicht möchtest du soziale Netzwerke künftig als Werkzeug sehen, das dir hilft, deine Ziele zu erreichen – ohne dich schlecht zu fühlen, wenn du es nutzt. Diese bewusste Einstellung kann deinen Umgang mit sozialen Medien grundlegend verändern. Starte zum Beispiel mit der Frage: Welche Rolle sollen soziale Medien in meinem Alltag spielen? und setze dir bewusste Ziele wie z. B. Ich möchte soziale Medien gezielt nutzen, um Inspiration für meine analogen Interessen zu finden.
Hinweis: Du musst nicht alle Tipps auf einmal umsetzen. Fang mit einem an, der dir am leichtesten fällt, und taste dich nach und nach an die anderen heran. So kannst du herausfinden, was für dich am besten funktioniert. Viel Erfolg!

In diesem Beitrag hast du erfahren, wie soziale Medien funktionieren und welche Risiken sowie Chancen sie bieten. Mit den richtigen Strategien kannst du die Vorteile für dich nutzen und die negativen Auswirkungen minimieren. Wenn du dich weiterführend mit dem Thema beschäftigen möchtest, stöbere gerne hier in der Mediathek.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Kassel

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