Einführung in das Thema Erwartungen

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Was denkst du, wenn du an das Wort Erwartung denkst? Steht es für dich im Zusammenhang mit positiven oder negativen Erlebnissen? Denkst du an Zufriedenheit und Motivation oder an unerfüllte Wünsche und Enttäuschung? Im Duden gibt es dafür gleich mehrere Definitionen, hier werden Erwartungen mit Begriffen wie Vorstellung, Bedürfnis, Anspruch, Wunsch und dem Zustand des Wartens erklärt. Doch stimmen diese Begriffe mit unserem Gefühl zu Erwartungen überein? In diesem Beitrag von unserer Expertin Bianca-Maria Klein erhältst du eine grundlegende Einführung in das Thema Erwartungen, um zu verstehen, welche Formen von Erwartungen es gibt, wie sie entstehen und was du tun kannst, um mit Erwartungen verbundenen negativen Emotionen vorzubeugen.

Von Erfüllung bis Enttäuschung

Die Bandbreite, in der wir Erwartungen erleben, ist sehr breit gefächert. Zum einen gibt es diese schönen Erwartungen, die sich gut anfühlen, weil sie tatsächlich eintreten. Das sind positive Erwartungen oder Überraschungen, die in uns Gefühle wie Zufriedenheit, Freude, Motivation, Kraft, Ausdauer, Lebenslust und Glück auslösen.
Zum anderen gibt es jedoch auch nicht erfüllte oder nicht erfüllbare Erwartungen, die uns das Leben ziemlich schwer machen können. Je nach Ausmaß der Enttäuschung, die wir durch sie erleben, können sie in uns Symptome wie Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, Ablehnung, Misstrauen, Mutlosigkeit, Aggression und Verzweiflung hervorrufen. Aus diesem Grund wird das Wort Erwartung häufig in Zusammenhang mit negativen Erlebnissen und Emotionen wie Enttäuschung, Druck und dem Gefühl des Versagens gebracht. Bleiben unsere Erwartungen dauerhaft unerfüllt oder unrealistisch, können ebenfalls Stress, Angst, Verunsicherung und depressive Verstimmungen auftreten.
Wenn wir jedoch lernen, unsere Erwartungen zu reflektieren, dann können wir einen gesunden Umgang mit ihnen erreichen, der uns in unserem Alltag unterstützt, anstatt uns zu belasten.

Formen von Erwartungen

Um gut mit Erwartungen umgehen zu können, ist es wichtig zu verstehen, dass nicht jede Erwartung gleich ist. Sie können in drei verschiedenen Formen, bzw. Richtungen, auftreten. Es gibt also Erwartungen, ...
  •  die wir an uns selbst haben – z.B. an unsere Art und Weise leben zu wollen und unser Bestreben, etwas zu erreichen.
  •  die wir an andere haben – z.B. unsere Vorstellung davon, wie sich andere verhalten sollten.
  •  die von anderen an uns gestellt werden – sowohl im Privat- als auch im Berufsleben.
Um diese Erwartungsformen für dein Leben etwas besser nachzuvollziehen und dein Bewusstsein darüber zu stärken, denke doch einmal über die folgenden Fragen nach:
  •  Erwartest du viel von dir selbst, z.B. in deinem Job, von deinem Aussehen oder deiner Gesundheit?
  •  Erwarten dein:e Partner:in, deine Familie, Vorgesetzten, Kolleg:innen oder Freund:innen etwas von dir? Erwartest du ebenfalls etwas von ihnen?
  •  Belastet es dich, wenn andere deine Erwartungen nicht erfüllen?
Wie die meisten Menschen wirst du an diesem Punkt wahrscheinlich feststellen, dass du fast täglich mit Erwartungen konfrontiert wirst – und das oft, ohne es zu bemerken. Diese Erwartungslast kann zu einer Menge Druck und Überforderung führen. Denn es haben nicht nur viele Personen Erwartungen an dich, du erwartest auch etwas von dir selbst. Besonders diese zweite Erwartungsrichtung kann sehr bedrückend sein, wenn du ihr nicht gerecht wirst. Empfindest du z.B. eine ständige Angst, nicht zu genügen, die du dir nicht eingestehst, kann dich diese Angst lähmen und daran hindern, ein gesundes, selbstbewusstes Leben zu führen.

Drei Erklärungen von Erwartungen

Wie kannst du also nun verhindern, dass du dauernd negative Gefühle durch Erwartungen erlebst und sie dich in deinem täglichen Leben blockieren? Als ersten effektiven Schritt, um deine Erwartungen in Zukunft besser zu managen, solltest du dir die nachfolgenden drei Erklärungen von Erwartungen bewusst machen:
  1.  Erwartungen sind deine konkreten Vorstellungen, wie eine Situation oder ein Mensch zu sein hat.
  2.  Erwartungen sind deine Vermutungen, wie andere denken, fühlen und reagieren.
  3.  Erwartungen sind Meinungen von anderen über dich, die dir gegenüber entweder ganz explizit geäußert worden sind oder die du nur vermutest.
Wenn du dich nun tiefer in diese drei Erklärungen hineindenkst, sind Erwartungen an andere also Vorstellungen, Vermutungen oder Meinungen, die nicht hinterfragt werden. Oder anders gesagt: Es ist, als würdest du Vereinbarungen mit anderen treffen, von denen diese aber gar nichts wissen.
Natürlich mag diese Strategie am Anfang einfacher sein, denn zu akzeptieren, dass dein Gegenüber eventuell eine andere Sichtweise an den Tag legt, ist schwer und könnte zu einer Auseinandersetzung führen. Es wirkt daher leichter, einfach davon auszugehen, dass die andere Person der gleichen Meinung ist oder etwas genauso empfindet wie du. Allerdings ist es so für deine Mitmenschen nicht nur schwer, sondern unmöglich, deinen Erwartungen zu entsprechen, da sie sie gar nicht kennen. Auf lange Sicht führt so ein unausgesprochener Deal mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Konflikt, Missverständnissen und negativen Gefühlen. Und dann fällt es noch schwerer, offen zu kommunizieren und die Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Aus diesem Grund solltest du diese drei Erklärungen von Erwartungen immer im Hinterkopf behalten, vor allem dann, wenn du gerade das Gefühl hast, enttäuscht oder traurig zu sein. In kritischen Momenten kannst du so kurz innehalten, dich anhand der Erklärungen hinterfragen und die Situation so neu bewerten – bevor es zu negativen Gefühlen auf beiden Seiten kommt.

Änderung der Sichtweise

Ein weiterer Schritt, deine Erwartungen besser zu managen, ist deine Sicht- und deine Ausdrucksweise zu ändern. So kannst du beispielsweise das Wort Erwartung mit dem Wort Wunsch ersetzen. So gewinnt deine Sprache an Weichheit und Leichtigkeit, ohne dass deine Aussage unklar wird. Du kannst an dem nachfolgenden Beispiel gerne selbst überprüfen, welche Aussage du angenehmer findest:
  •  „Ich erwarte von dir, dass du heute Abend die Küche aufgeräumt hast, bevor ich nach Hause komme.”
  •  „Ich wünsche mir von dir, dass du die Küche aufräumst, bevor ich zu Hause bin.”
Außerdem kannst du dir angewöhnen, dich zu Beginn einer neuen Geschäftsbeziehung, Partnerschaft oder Freundschaft zu öffnen und über deine Werte, Vorstellungen und Wünsche auszutauschen. Das gelingt am besten in ehrlichen, persönlichen Gesprächen, in denen du dein Gegenüber ebenfalls fragen kannst, was ihm oder ihr wichtig ist und welche Wünsche die Person an dich hat. Mit einer solchen direkten Kommunikation kannst du Enttäuschungen oder unerfüllte Wünsche direkt umgehen und deine Beziehungsqualität erhöhen.

Nun hast du eine ganze Menge Basiswissen zu Erwartungen erfahren. Wenn du noch tiefer in die Materie einsteigen möchtest, schau gerne in unsere anderen Beiträge zum Thema. Dort lernst du u.a. Übungen kennen, wie du deine eigenen Erwartungen besser identifizieren, sie konstruktiv ansprechen und so Wunschdenken und Enttäuschung vermeiden kannst.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Kassel

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